Jan Keteleer

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Hinzugefügt am 24.11.2024

Die KI stellt die Glaubwürdigkeit der Fotografie in Frage,


Der Magnum-Fotograf Carl De Keyzer hat einen bahnbrechenden Fotoband herausgebracht, der die Beziehung zwischen Fotografie und Realität neu definiert. Mit einer kühnen Abkehr von traditionellen Techniken wirft sein Werk tiefgreifende Fragen über das Wesen seines Handwerks auf. De Keyzer war zunächst versucht, den Umschlag des Buches mit dem Text "Dies ist keine Fotografie" zu beschriften, entschied sich dann aber dagegen, weil er dies für "zu offensichtlich" hielt. Seine Entscheidung, diese Sammlung ausschließlich mit KI-generierten Bildern zu gestalten, löste jedoch heftige Reaktionen aus und überschwemmte seinen Posteingang mit Kritik. De Keyzer, der für seine fesselnden visuellen Geschichten bekannt ist, hat seinen künstlerischen Schwerpunkt verlagert. Anstatt die Welt so zu dokumentieren, wie sie ist, erforscht er, wie leicht sie erdacht oder erfunden werden kann. Keines der Bilder in dieser Sammlung stammt aus der Linse seiner Kamera. Stattdessen sind sie das Produkt einer künstlichen Intelligenz, wobei De Keyzers Hauptrolle auf einen einzigen Mausklick reduziert ist.

Für ein Publikum, das in einer Zeit verwurzelt ist, in der die Fotografie gleichbedeutend mit Authentizität war, ist diese Veränderung verwirrend. De Keyzer bricht mit der Bequemlichkeit der Fotografie als unmissverständliche Wahrheit. Seine Arbeit verdeutlicht die beunruhigende Erkenntnis, dass Bilder, einst heilige Gefäße der Wahrheit, ihre Zuverlässigkeit verloren haben. Das alte Sprichwort "Sehen ist Glauben" gilt nicht mehr. Die Zeiten, in denen man sich auf Bilder als Beweismittel verließ, sind vorbei und wurden durch eine tiefe Skepsis ersetzt. De Keyzers KI-Experimente stellen nicht nur die Glaubwürdigkeit von Fotografien in Frage, sondern zwingen uns auch, uns mit einer Welt auseinanderzusetzen, in der die Wahrheit selbst formbar zu sein scheint. Angesichts der Zunahme von "Fake News" und Desinformation unterstreicht seine Arbeit die Zerbrechlichkeit des visuellen Journalismus. Das manipulierte Bild, das zunehmend nicht mehr von der Realität zu unterscheiden ist, signalisiert einen gesellschaftlichen Wandel, in dem sich Vertrauen in Zweifel auflöst. De Keyzers Sammlung ist nicht nihilistisch, aber sie erinnert uns daran, in einer sich schnell verändernden visuellen Landschaft wachsam zu sein. Sie fordert uns auf, sowohl die gezeigten Bilder als auch die ihnen zugrunde liegenden Absichten zu hinterfragen. Denn ohne Wahrheit wird Täuschung zur Macht - eine Realität, die so bedrückend ist wie seine realistischen, von der KI erstellten Bilder.

JanKeteleer.com





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